Blaue Flecken und Highheels

18 03 2010

Hallihallo…

Endlich komme ich dazu euch wieder auf den neusten Stand der Dinge zu bringen.

Ich habe gestern (17.3.) meine dritte Sitzung beim Chiropraktiker hinter mich gebracht. Angefangen hat alles mit meinem ersten Sturz beim Trailritt. Wir sind übers Wochenende vom 5.3.-8.3. mit dem Horsetruck nach Smythesdale gefahren, im Gepäck „Dancer“ meine Stute, die ich seit Ende Januar trainiere und Lynnes altes Distanzpferd „Sonny“. Am Samstag den 6.3. war ein kleiner „Aufwärmritt“ über 15 Kilometer geplant, bevor am Sonntag der 25 Meilen Ritt in zwei Etappen stattfinden sollte. Lynne und ich haben also unsere Pferdchen fertig gemacht und letzte Vorbereitungen getroffen. Ich war ziemlich aufgeregt, weil es nicht nur mein erster Trailritt, sondern auch für Dancer eine Premiere war. Sie ist 12 Jahre alt, wurde aber erst vor zwei Jahren eingeritten und kannte außer die drei Wochen „Einreittraining“ und Koppel eigentlich nur dass, was ich über die letzten Wochen mit ihr gemacht habe. Sie ist also in allen Bereichen ein ziemlicher Frischling und dazu kommt noch, dass sie auf der Koppel immer der Chef ist und das ihre Freunde auch spüren lässt. Wir haben also vorsichtshalber den „Attention-horse-may-kick“-Aufkleber auf Dancers Po geklebt und dann ging es auch schon los. Es war ziemlich überraschend, wie verhältnismäßig ruhig Dancer die ganze Angelegenheit aufgenommen hat und es ging soweit alles gut, bis wir uns zu einem flotten Trab aufgemacht haben. Ich spürte plötzlich, wie mein Sattel, trotz mehrmaligen Nachgurten anfing zu rutschen. Ich lenkte Dancer also auf den Seitenstreifen, um das Problem zu beheben und bücke mich, um an den Gurt zu kommen, womit sie in dem Moment scheinbar überhaupt nicht gerechnet hat. Sie macht also einen panischen Schritt zur Seite und ich rutsche mit samt Sattel vom Pferd. Ziemlich peinlich, aber ich bin mit dem Gurtsystem der australischen Stocksättel scheinbar einfach noch nicht vertraut genug, um zwischen „Der-Sattelgurt-ist-fest“ und „Ich-schnüre-dem-Pferd-die-Luft-ab“ (Ja, das geht mit diesem Gurt!!) zu unterscheiden. Auf jeden Fall hab ich bis heute einen riesigen blau-grünen Bluterguss auf der linken Pobacke, der nach wie vor schmerzt. Trotz allem konnte ich den Rest des Rittes in vollen Zügen genießen, auch wenn Dancer zwischendurch meinte, sie müsste mal eine Runde herumtänzeln.

Nach meiner zeiten Nacht im Führerhaus des Trucks sind wir dann schon relativ früh aufgebrochen, um die ersten 25km hinter uns zu bringen. Lynne konnte leider nicht mitkommen, da ihre langjährigen Knieprobleme einen schmerzfreien Ritt nicht zuließen. Dancer und ich haben uns also mit den 55 anderen Reitern auf den Weg gemacht. Dieses mal ging nichts schief und ich konnte die australische Buschlandschaft und die Pinienplantagen durch die wir geritten sind wirklich genießen. Das Tollste für mich dabei ist, dass man stundenlang reiten kann, ohne eine geteerte Straße (geschweige denn Fahrzeuge) oder einen Zaun zu sehen. Da macht Ausreiten wirklich Spaß, vor allem wenn man in mit einer Gruppe unterwegs ist, die nichts davon hält die ganze Zeit Schritt zu reiten 😉 Nach der Zweiten Etappe am Nachmittag (15 km) war nicht nur ich ziemlich fertig (mein Po tat dann doch ziemlich weh) auch Dancer hat über das Wochenende ziemlich abgenommen. Sonntagabend gab es dann ein Büffet für alle Reiter und deren Begleiter in der Sporthalle des Dorfes und die Trophäen für denn Ritt wurden ausgeteilt. Ich habe eine graue Mütze mit dem Emblem des Trailrittes bekommen, die ich in der folgenden Woche auch gleich gebrauchen konnte. Es wurde hier nämlich so kalt, dass wir sogar den Ofen im Haus anmachen mussten.

Am Donnerstag (11.3.) bin ich dann das zweite Mal vom Pferd gefallen. Diesmal aber etwas ernsthafter. Ich bin Dancer auf meinem Rasen-Dressurplatz geritten, und wir sind gerade mitten in der Gallopparbeit, als sie eine der Tonnen, die als Begrenzung dienen, nicht richtig wahrnimmt. Ich mache sie mit meinem Bein im gleichen Moment indem sie die Tonne entdeckt auf das Hindernis am Boden aufmerksam und sie weicht viel zu heftig und zu schnell zur Seite aus. Das ist eins der Probleme mit Dancer: Sie ist trotz ihrer Größe ziemlich schnell auf den Füßen und ist noch nicht sensibel und ausbalanciert genug, um auf feinste Hilfen angemessen zu reagieren. Ich fallen also seitlich auf meine rechte Hüfte und realisiere erst später, dass sie scheinbar mein Bein beim ausweichen gestreift hat. Natürlich bin ich gleich wieder aufs Pferd und weiter geritten, aber als ich fertig war und abgesessen bin, hat meine Lendenwirbelsäule und Hüfte wirklich weh getan und der Schmerz ist in mein Bein gezogen. Lynne hat daraufhin für dein gleichen Tag noch ein Termin beim Chiropraktiker gemacht, der mich erstmal über meine komplette Krankengeschichte, meine Ess-, Schlaf- und Sportgewohnheiten ausgefragt hat. Er hat dann festgestellt, dass Schulter und Hüfte nicht ausbalanciert und meine Beine unterschiedlich lang sind. Nachdem er dann ein paar meiner Muskeln gedehnt und meine Wirbelsäule wieder eingerenkt hatte, fühle sich meine Hüfte auch schon ein bisschen besser an. Am Freitag (12.3.) habe ich mich dann aber wie gerädert gefühlt. Alle Muskeln im Rücken und Nacken fühlten sich an, als ob ich üblen Muskelkater hätte. So geht es mir jetzt immer am Tag nach der Behandlung von Greg (ja man dutzt hier den Arzt!!). Aber ich merke auch, dass ich beim Reiten meine Beine besser einsetzten kann und ich fühle mich irgendwie „gerader“. Scheinbar bin ich schon wirklich lange mit einem schiefen Rücken herum gelaufen und meine Muskeln müssen erst wieder „lernen“ in der richtige Position zu sitzen.

Trotz blauem Po, Hüfte und Bein konnte ich es mir nicht nehmen lassen, letztes Wochenende (13.3.-14.3.) mit Highheels durch die Pubs von Ararat zu streifen. In Ararat wurde das alljährige Rockfestival veranstaltet, die Haupteinkaufsstraße war gesperrt und nur „Vintage-Cars“ durften auf der Straße zur allgemeinen Betrachtung parken. Jack und ich sind also am Samstagmorgen mit dem Jaguar E-Type nach Ararat gefahren und Lynne ist uns im Ford gefolgt. Es waren wirklich tolle Autos der 50er- 60er Jahre da, die Straßen waren voll mit Familien und wir sind durch die Stadt gebummelt. Durch Zufall haben wir Anne (Lynnes Schwester) getroffen, die uns von dem Rock’nRoll- Tanzabend in der „TownHall“ erzählte, den sie mit ihren Freundinnen besuchen wollte. Sie fragte mich, ob ich sie nicht begleiten wolle, also verabredete ich mich mit ihr für den gleichen Tag abends vor dem Gemeindezentrum. Beim Warten sind mir, wie das Schicksal so spielt, Bernie und sein Bruder Tom über den Weg gelaufen. Die beiden waren Morgens mit ihren Eltern auf der Farm um Holz zu machen. Ich hatte am Morgen nur ein paar kurze Worte gewechselt, und war wirklich überrascht sie wieder zu sehen. Wie die Australier so sind, haben sie mich gleich gefragt, ob ich nicht mit ihnen ein Bier trinken gehen wollte. Wir haben also unsere Nummern ausgetauscht und uns für später verabredet. Der Tanzabend war toll, wir (Anne, ihre Freundinnen und ich) haben ja nur zugeschaut und der Livemusik zugehört, aber die Frauen in ihren Pettitcoats, haben mir wirklich Lust gemacht, wieder mit Standarttanz anzufangen.

Ich bin also später mit einem schon etwas angetrunkenen Bernie (von seinem Bruder wollen wir gar nicht erst anfangen zu sprechen….) durch die Pubs gezogen, habe unendlich vielen seiner Freunden die Hand geschüttelt und mich total amüsiert. Bernie ist seinen Alter ziemlich voraus (er ist 18) und wir haben uns im Verlauf des Abends und sinkendem Alkoholspiegel seinerseits (ich glaube er fühlte sich etwas unwohl neben mir Alkohol zu trinken, weil ich komplett nüchtern war und bleiben musste) wirklich über Gott und die Welt unterhalten. Ich war um 3 Uhr nachts zu Hause und wir werden uns wahrscheinlich kommendes Wochenende wieder sehen.

Am Montag (15.3.) war ich mit Lynne und den Pferden auf der Farm unterwegs wir haben den höchsten Punkt der Farm erklommen. Es war wirklich eine Krachselei für die Pferde, aber der Blick war atemberaubend. Wir sind auf dem Kamm des Hügels entlang geritten und konnten in der Ferne die Grampians und den Rauch von Buschfeuern sehen.

Gestern haben wir Jacks Schwester Coral und deren Mann John besucht. Die beiden sind Winzer und die Weinlese ist gerade im vollen Gang. Wir haben also den Koreanern beim Weintraubenflücken zugeschaut und anschließend selbstgemachtes Brot gegessen und Kaffee getrunken. Ich hab mich mal wieder im Kaffeemachen versucht und das Ruder an der Kaffeemaschine übernommen. Es gab also Cappuccino mit perfektem Milchschaum 😉 lecker.

Ich kann einfach nicht glauben, dass ich in 1 ½ Wochen dieses wunderschöne Fleckchen Erde mit ihren liebenswerten Bewohnern verlassen werde. Lynne, Jack und die Farm sind wirklich ein zweites Zuhause geworden, was ich jetzt schon vermisse. Ich wurde hier wie eine Tochter behandelt und von allen als Familienmitglied aufgenommen. Nach der schwierigen Vorweihnachtszeit, bin ich um so dankbarer, hier gewesen sein zu dürfen.

Auf der anderen Seite freue ich mich schon total auf Sean, Julius und Miene und sie Eastershow in Sydney.

Nächste Woche werden Jack, Lynne und ich dann noch ein Polocrossturnier besuchen, bevor ich mich am 28. oder 29.3. auf den Weg nach Sydney mache.

Ich hoffe euch geht es gut am anderen Ende der Welt, und bevor ich es vergesse, ich wünsche Reefee, David und meiner Cousine Lisa gaaaannnnnz viel Glück und Erfolg beim Abi (wenn sie nicht schon alles hinter sich gebracht haben?!?) Ich drücke euch ganz fest die Daumen- ihr schafft das.

Ich melde mich bald wieder und drücke euch….

eure Antonia

Ps: Kuss, Kuss, Kuss an meine Family