Wilde Pferde und Maden im Schafspo…

17 01 2010

Ich bin angekommen, in einer Landschaft, wie bei McLeods Töchtern und Menschen die mindestens genauso nett und liebenswert sind. Jack ist älter als erwartet, aber ein ganz herzlicher Mensch, der immer lacht, gerne redet und erzählt von und über Gott und die Welt. Er hat mich sogar extra in Crownlands abgeholt, damit ich auch wirklich ohne Probleme den (wirklich einfachen) Weg zur Farm finde. Lynne dagegen ist eine ganz handfeste Pferdefrau, die die Dinge ohne große Worte anpackt. Außerdem gibt es da noch Lynnes Schwester Jill, die 2 Minuten entfernt auf dem Farmgelände in einem anderen Haus wohnt. Sie ist auch ein ganz herzlicher, warmer und häuslicher Typ, der ihren Garten liebt und gerne backt und kocht.;-)

Lynne hat mich nach Ankunft am Montag (11.1.) erstmal herumgeführt. Wir haben die vier 1-2 Jährigen in den Pedocks gefüttert, die jetzt den Umgang mit den Menschen lernen sollen, dann sind wir zu den riesigen Koppeln gefahren, wo meist jeweils ein Hengst mit mehreren Stuten und ihren Fohlen stehen. Ich musste gleich fest stellen, dass diese Pferde hier fast halbwild sind und Streicheleinheiten überhaupt nicht kennen. Man kann also froh sein, wenn man mal die Nüstern berühren darf. Nach der anstrengenden Autofahrt wollte ich dann endlich schlafen, aber Temperaturen von über 24C in meinem Zimmer haben mir meinen dringend benötigten Schlaf fast komplett geraubt.

An meinem ersten richtigen Arbeitstag (Dienstag), konnten wir gleich einen Neuankömmling auf den Koppeln begrüßen. Eine Stute hatte über Nacht gefohlt und einen kleinen Hengst bekommen. Außerdem saß ich seit über vier Monaten das erste mal wieder auf einem Pferd. Im Moment haben wir hier nur zwei Pferde stehen, die geritten werden können, die aber sowas wie die Grundlagen der Dressur überhaupt nicht kennen. Lynne macht nämlich nur Distanzreiten und Bodendressuren mit den beiden, und verkauft ihre Pferde meist recht jung und dann roh (ungeritten). Die Hauptaufgabe hier ist es also, den halbwilden 2Jährigen Manieren bei zu bringen und sie an den Umgang mit dem Menschen zu gewöhnen. Unser geplanter Ausritt ist dann aber leider im warsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen, es hat in Strömen geregnet und wir sind in der überdachten Longierhalle geblieben. Dafür habe ich aber noch Lynnes andere Schwester und deren Hobby kennen gelernt. Was ich von Lynne nämlich überhaupt nicht erwartet hatte, ist dass sie Schmuck herstellt und den dann im „Handcraft-shop“ verkauft. Wir waren bei einem Komiteetreffen dieses Ladens, wo die Frauen ihre selbst gebastelten Sachen hin bringen und diese dann zu Geld gemacht werden. Ich durfte mich in diesem Shop umschauen und zwischen Häkeldeckchen, Türstoppern in Mausform, Püppchen und allerlei anderem Nippes findet man auch sowas wie supersüße Mädchenkleidung und lecker riechende Duftkerzen- alles handgemacht. Anschließend waren wir noch bei alten Freunden zu Tee und Kuchen eingeladen, allerdings recht spät und ich bin dann totmüde ins Bett gefallen. Diese Nacht allerdings habe ich mir den Hintern abgefrohren, die Temperaturschwankungen hier sind echt der Wahnsinn.

Am Mittwoch waren wir nach dem morgentlichen Füttern erstmal Shoppen in Ararat. Bzw. wir waren erst beim Chiropraktiker, der Jill und Lynne wieder eingerengt hat. Was ich nur von Pferden kenne, konnte ich jetzt beim Menschen beobachten. Anschließend sind wir durch die Stadt gebummelt und haben Lebensmittel eingekauft. Hier gibt es sogar Aldi. Um 3 Uhr waren wir dann wieder zu hause, und nach Mittagessen und Pferde ausmisten, habe ich mich ernsthaft gefragt ob ich hier Urlaub mache, oder arbeiten soll. 🙂 Meine Hoffnung auf ernsthafte Farmarbeit lag auf dem nächsten Tag, es sollte nämlich der Schafscherer kommen, um ein paar Lämmer, die die große Schur verpasst hatten, zu scheren.

Schafscherer „Eric“s erster Satz an mich gewendet war: „I like your had!“ und „Do you have more girls like you in Germany?“ Dann ging es an die Arbeit bzw. eher ans Zuschauen. Ich habe nur ein bisschen den Boden gekehrt und die unbrauchbaren Ränder von dem Fließ (der Wolle) abgezupft. Und ich habe auf Anhieb das Fließ richtig auf den Tisch ausgeworfen, alle waren sehr beeindruckt. Ich konnte allerdings nicht prüfen, ob das nur Anfängerglück war oder ich das auch ein zweites mal schaffe, denn das letzte Schaf hatte Madenbefall. Sehr unschön, sage ich euch. Beim Abscheren der Wolle fielen die Fliegenmaden aus den in die Haut gefressenen Löchern, und das Schaf stinkt ekelhaft. Nach etwa zwei Stunden Arbeit haben wir dann erstmal Mittag gegessen und ich habe stundenlang Fotos von Zuhause und Australien gezeigt. Dann hat Lynne die erste Stute aus den Peddock genommen und angefangen mit ihr zu arbeiten. Ich durfte zuschauen. Wieder stellte sich mir die Frage: Mache ich Urlaub oder arbeite ich?!?

Freitag(15.1.)habe ich meinen ersten Zaun gezogen, das ist härtere Arbeit als erwartet, vor allem wenn es 28C heiß ist. Aber es erfüllt einen mit wirklicher Zufriedenheit, wenn man am Ende des Tages das Resultat betrachten kann. Lynne hat am späten Nachmittag mit dem Quat eine 11-jährige Stute aus einer großen Herde geholt. Das hat mich wirklich sehr beeindruckt, vor allem weil das Pferdchen lammfromm neben dem Quat hergetrottet ist. Abends habe ich dann Gemüselasagne gekocht und Jill hat ihren selbst gemachten Rabarbersekt mitgebracht- sehr lecker.

Gestern Abend (16.1.) habe ich einen Preis für den „Am weitesten angereisten Gast“ bekommen. Wir waren nämlich in Crowlands im Gemeindezentrum und haben uns Filme mit Sophia Loren angeschaut. Es gibt hier so eine Art Verein, die immer wieder Filmabende mit Dress up und anschließenden Snacks machen, jeweils nach dem Motto des Abends aufgezogen. Es war sehr lustig, obwohl ich nicht viel von den Filmen verstanden habe, da alles in einem italienischen Akzent erzählt wurde und die Soundqualität nicht dem modernen Standard entsprach.

Wie ihr hört, mache ich mich bis jetzt ganz sicher nicht kaputt, hier auf dem Land scheint die Uhr einfach etwas langsamer zu laufen und die Leute scheinen eher nach dem Motto: „Wenn nicht heute, dann eben Morgen“ zu leben. Ich fühle mich hier aber super wohl, und bin ein richtiges Familienmitglied. Morgens bekomme ich von Jack sogar meinen Tee mit Milch und Honig fertig hingestellt. Hoffentlich wird es in den nächsten Tagen und Wochen etwas arbeitsintensiver, sonst wird das mit dem geplanten abnehmen nämlich nichts und ich muss wieder anfangen zu Joggen. Auf jeden Fall kann ich hier viel lernen, nicht nur den Umgang mit halbwilden jungen Pferden, sondern auch mich mehr an Kleinigkeiten zu erfreuen (da sind Lynne und Jill wahre Meister drin) und mich mit einfachen Dingen zufrieden zu geben. Hier bei diesen liebenswerten Menschen und der wunderschönen Landschaft in der Einsamkeit, kann ich definitiv zur Ruhe kommen und mein inneres Gleichgewicht wieder erlangen. Nächste Woche werde ich aber auf jeden Fall auf die Probe gestellt, denn es werden 300 Lämmer mit Ohrmarken versehen, es werden die Schwänze abgeschnitten (muss sein wegen der Maden) und die Böckchen werden kastriert. Mit den Ohrmarken und dem Kastrieren habe ich wirklich kein Problem, das habe ich alles schon mal live gesehen, nur vor dem Schwänzeabschneiden graut es mir furchtbar. Naja, ich werde ja sehen wie ich damit zurecht komme.

Das wars dann erstaml von mir, ich hoffe ihr friert in Deutschland nicht ganz so doll 😉

Ganz viele Grüße und Küsse vor allem an meine Familie,

eure Antonia



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2 Antworten zu “Wilde Pferde und Maden im Schafspo…”

  • Miene sagt:

    Hallo Antonia!

    Das klingt ja ganz nach „Pferdefluesterer“-Arbeit und ist wohl fuer dich eine einmalige Change das Arbeiten mit fast wilden Pferden kennenzulernen! Dressurreiten kann jeder.
    Auch wenn du dich noch nicht ueberarbeitest, klingt alles ziemlich interessant und sicherlich lernst du das urspruengliche Australien der alten Werte kennenlernen. Wie ich erfahren habe, gibt es sogar einen Jaguar E-Type!! Da kann ja nichts mehr schiefgehen. Viel Spass mit deinen einmaligen Erlebnissen fuers Leben!

    Deine Doed Miene

  • Maike sagt:

    Das sind ja voll schöne Nachrichten oh ja das muss mit Sicherheit voll schön seien so ein Leben wie bei McLeods Töchter!!:D
    Deine Seite ist richtig schön!!!!!
    Wir vermissen dich !!!
    Hdgdl Maike

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