„Stell dich lieber auf die andere Seite, sonst schaust du genau drauf! Keine Sorge, das erste Mal ist mir auch total schlecht geworden…“

22 01 2010

Das waren Mittwoch (20.1.) die Worte einer Hilfskraft bevor wir angefangen haben die Lämmer zu markieren. Mir graute es ja wirklich sehr vor dieser Prozedur, und es wurde nicht besser, als Bill und seine Helfer die Gerätschaften vom Anhänger luden. Es war aber wirklich nicht so schlimm wie erwartet und die Lämmer springen hinterher sofort herum und suchen ihre Mama. Das Markieren erfolgt in vier Schritten: Zunächst wird das Lamm auf einer Art Drehtisch befestigt. Es bekommt eine Ohrmarke und das Siegel von Glenhu in ein Ohr gestanzt. Dann wird mit einer heißen Schere der Schwanz abgeschnitten, man sieht also kein Blut, weil die Stelle sofort versiegelt wird. Als nächstes wird bei den weiblichen Lämmern die Haut rund um den Schwanz bogenförmig abgeschnitten. Später bildet sich dort ein Narbengewebe auf der keine oder kaum Wolle wächst, sodass sich kein Kot in der Wolle verfangen kann, was sonst die Fliegen anlocken würde. Bei den männlichen Lämmern wird ein Gummiring um den Hoden gelegt, der die Blutzirkulation abschneidet und somit die Böckchen unfruchtbar macht. Anschließend wird ein Antiseptikum aufgesprüht und die Lämmer können ihre Mama suchen. Es hört sich wirklich schlimmer an als es ist, aber nachdem ich den Madenbefall bei einem Schaf gesehen habe, kann ich wirklich einsehen, dass diese Prozedur nötig ist. Da ich beim Markieren nicht wirklich helfen konnte, habe ich Jill besucht und gelernt, wie man Scones ganz einfach selber macht. Wir haben also Scones und Custardcookies gebacken und sie nach der Arbeit bei einer Tasse Tee genossen.

Ich habe aber noch etwas viel leckeres kennen gelernt, nämlich roten Sekt. Hier wird der „Sparkling Red Wine“ genannt, es gibt ihn nur in Australien und es ist super erfrischend. Wir waren nämlich bei einem Winzer, für den Jack einen Damm bauen soll und der hat uns anschließend noch auf eine kleine Weinprobe eingeladen. Er hatte sogar Riesling 😉

Lynne hat die Woche mit den jungen Pferden gearbeitet, teilweise sehr beeindruckend, wie sie mit diesen scheuen Tieren umgeht und wie sich das Verhalten der Tiere innerhalb kürzester Zeit ändert. Sie hat mir heute (22.1.) ein bisschen Bodendressur mit ihrem „Showpferd“ Sonny gezeigt, er kann sogar auf Befehl steigen.

Zusammen mit Jack habe ich die Woche über das Farmgelände erkundet, es sind wirklich unglaubliche Weiten, mit wunderschöner Landschaft in der man jede Menge Kangaroos grasen sehen kann.

In dieser Idylle kann es aber sein, dass man von einem Gewehrschuss aufgeschreckt wird, vor allem dann, wenn sich die wilden Kaninchen etwas zu zutraulich ans Haus trauen, oder ein Fuchs das Hauslamm „Lämmy Rachel“ bedroht. Dann holt Lynne das Gewehr raus und verarbeitet die Kaninchen zu Hunde- oder Katzenfutter.

Ich fühle mich hier aber trotz allem super wohl und wie Jack neulich bemerke, es fühlt sich an, als ob ich schon Jahre hier lebe.

Morgen fahre ich ganz früh mit der Bahn nach Melbourne und besuche einen Freund, den ich in Byron Bay kennen gelernt habe. Eigentlich wollten wir übers Wochenende in die Grampions zum Campen fahren, aber Gui hatte einen Unfall und hat sich den Ellbogen verletzt. Also werde ich Melbourne durch die Augen eines Insiders kennen lernen und hoffentlich Ann und Gerry besuchen können. Ich freue mich schon total, und habe die Highheels schon eingepackt. Jack und Lynne sind ein bisschen skeptisch, ich muss also zwischendurch mal anrufen und sagen, dass alles ok ist. Die beiden sind echt total goldig und wir haben immer sehr viel Spaß.

Das wars dann erstmal wieder von mir. Im nächsten Bericht gibt es sicher ein paar lustige Partyphotos vom Wochenende zu sehen.

Hoffe bei euch geht es soweit gut, ich küsse meine Familie

Eure Antonia



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2 Antworten zu “„Stell dich lieber auf die andere Seite, sonst schaust du genau drauf! Keine Sorge, das erste Mal ist mir auch total schlecht geworden…“”

  • Dagmar sagt:

    Hallo Antonia
    Danke für die tollen Photos, nun bekomme ich doch übles Fernweh. Du hast es echt gut getroffen mit deinen Gasteltern und der Farm. Kein Wunder, dass du dich dort so wohl fühlst ! Bin gespannt, ob du als Deutsche zurück kommst
    oder als Australierin.
    Liebe Grüße
    Mama

  • Miene sagt:

    Hi Antonia,

    ein wirklich interessanter Bericht mit tollen Fotos und da haelt es auch mich hier kaum in Sydney!
    Farmleben life und das mit so netten Farmeltern! Man koennte glauben, dass du dort zur Farm gehoerst.:-))
    Wuensche dir noch viele tolle Erlebnisse…

    Deine Doed

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