Melbourne aus der Sicht eines Insiders und „Pancakes under the Mulberrytree“

29 01 2010

Viele Menschen in trendy Cafes, Märkte auf denen man alles kaufen kann, was das Herz begehrt und natürlich Kultur und Geschichte…. Ich hatte letztes Wochenende wirklich so viel Input, dass ich manchmal durcheinander bringe, was wir wann an welchem Tag unternommen haben. Gui hat sich als ein wirklich guter Fremdenführer herausgestellt, der (zu meinem Verblüffen) auch ohne funktionierenden Rückwärtsgang seines Autos immer innerhalb kürzester Zeit einen kostenlosen Parkplatz finden konnte.

Lynne hat mich samstags (23.1.) ganz früh zum Bahnhof gebracht und ich in die Bahn nach Melbourne gestiegen. Ich wurde von Gui abgeholt und wir sind zu seiner WG gefahren, in der mich ein supersüßer Hund schwanzwedelnd begrüßte. Dort haben wir dann meine Sachen abgeladen und sind sofort zum Queen-Victoria-Market aufgebrochen, wo man von Lebensmitteln bis Schuhen wirklich alles bekommen kann. Anschließend hatten wir einen kleinen Snack in einem stylischen Cafe, an dem ich sicherlich vorbei gelaufen wäre. Es befand sich nämlich in einem Industriegebiet, war von Außen total unscheinbar, aber trotzdem total überfüllt. Anschließend wollte ich unbedingt zum Strand, um die Füße ins Wasser zu stecken und die Sonne zu genießen. Dabei wurde ich dann so müde, dass wir beschlossen zurück zur Wohnung zu fahren und ein bisschen zu relaxen, und ich bin auch wirklich sofort nach Ankunft in Guis Bett eingeschlafen. Nach etwa zwei Stunden Schlaf habe ich dann meinen Laptop rausgeholt und wir haben ein Paar Bilder angeschaut. Er hat mir dann noch auf Google Maps seine Heimatstadt in Brasilien und seine Tour durch Europa gezeigt. Eigentlich wollten wir Abends noch weg gehen, aber es wurde dann mit Bilder anschauen und Kochen so spät, dass wir nur noch müde ins Bett fallen konnten.

Sonntag (24.1.)sind wir nach richtigem Filterkaffee (ich konnte es kaum glauben, normalerweise gibt es bei den Australiern zu Hause nur Instant) und Toast zur National Gallery gefahren, wo sich Gui zu meinem Verblüffen auf den Boden gelegt hat. Nach einigen Sekunden des Zögerns habe ich mich ihm angeschlossen und konnte auch sofort verstehen warum man sich in diesem öffentlichen Gebäude einfach hinlegt. Die Decke des Raums besteht aus einem bunten Glasmosaik, und die Sonne strahlte wunderschön hindurch. Anschließend sind wir durch die City gebummelt, mit ihren engen, bunten, überfüllten Gässchen und süßen kleinen Läden und Cafes. Zwischendurch hat mir Gui immer wieder ein altes Gebäude gezeigt und mir dazu etwas erzählt. Wir waren in der National Bücherei und beim Parlament und haben gegen Nachmittag Stopp auf einer der vielen Dachterassen gemacht, ein Bier getrunken und den Blick über Melbourne genossen. Zum Abendessen sind wir in eine sehr gute Pizzaria gegangen, für mich gab es Kürbispizza mit Pinienkernen, Rocket und Frischkäse. Danach haben wir uns dann auf den Weg zum 3-D-Kino gemacht, um uns Avatar anzuschauen. Es war wirklich unglaublich. Ich war am Anfang so von dem 3-D-Effekt beeindruckt, dass ich dem Film gar nicht folgen konnte.

Montag (25.1.) haben wir es dann etwas ruhiger angehen lassen,Vormittags sind wir los um ein Geburtstagsgeschenk für Jack zu kaufen und dann haben wir im Botanischen Garten relaxt. Zu Mittag hat mich Gui in eine Französische Kakaostube eingeladen, die heiße Schokolade war so gut, dass ich gleich noch eine Zweite hinterher getrunken habe. Damit ich nicht mit leerem Magen zurück nach Ararat (zur Farm) fahren muss, haben wir dann beschlossen meine Sachen in der Wohnung abzuholen und Fish and Chips am Hafen zu essen. Und dann war das schöne Wochenende auch schon wieder vorbei.

Zuhause hat mich ein freudestrahlender Jack empfangen und ich glaube Lynne war auch froh mich wieder zu haben.

Am nächsten Tag (Dienstag 26.1.) sind wir bei Freunden von Lynne und Jack zu „Pancakes under the Mulberrytree“ eingeladen gewesen, weil ja Australia Day war. Wir waren bestimmt um die 15- 20 Personen, die zunächst die Mulberrys vom Baum gepflückt und dann Pancakes vom Grill gegessen haben. Ich habe die Pancakes gewendet, und war total begeistert, dass mich alle so mit eingebunden haben. Diese Menschen hier sind einfach total liebenswert, freundlich und interessiert.Außerdem gab es bei Russel und Rose einiges zu sehen. Zum Beispiel einen alten Schiffscontainer, der in eine kleine Wohnung umgebaut wurde, allerdings nur aus Sachen die sich entweder auf dem Gelände befinden, (Russel hat eine Art Ingenieur Unternehmen. Er repariert sozusagen alles, was mit Metall zu tun hat, deswegen ist sowas wie einen Schrottplatz an sein Grundstück angeschlossen.) gesponsert wurden, oder umsonst irgendwo herstammen. Das Resultat lässt sich wirklich sehen, es ist urgemütlich, und hat sogar ein kleines Bad. Dann gibt es dort unendlich viele Autos jedes Alters und Zustandes. Unter anderem Militärfahrzeuge aus dem 1.Weltkrieg, einen alten Daimler/Jaguar XJ40 von 1990 und Fahrzeuge, wo man nicht mehr so genau weiß was sie ursprünglich mal waren, weil sie entweder total umgebaut wurden, oder nur noch in Einzelteilen vorhanden sind.

Den Mittwoch (27.1.) haben wir in Ballarat verbracht, weil Jack dort etwas wegen einer Versicherung erledigen musste. Abends waren wir dann bei Jacks Bruder und dessen Frau zum Abendessen eingeladen. Es gab extra für mich Kürbis mit Honig als Beilage zum Hauptgericht, wir haben nämlich drei Gänge gekocht bekommen.

Wie ihr seht geht es mir nach wie vor mehr als gut hier, ich werde voll mit eingebunden und so langsam wird mir auch mehr Verantwortung übertragen. Das morgentliche Füttern und Misten mache ich jetzt komplett alleine, ich stecke die Pferde in die Führanlage und sorge dafür, dass alle jungen Pferde in den Paddocks genug Wasser haben. Heute (Freitag 29.1.) haben wir anstatt die Pferde in die Führanlage zu tun, selbst unsere Beine in die Hand genommen und sind mit Pferden am Strick auf einen der vielen Hügel hier geklettet. Man hatte einen Atemberaubenden Blick über die Umgebung, leider hatte ich meine Kamera nicht dabei.

Nach der Großstadt genieße ich das Landleben um so mehr, vor allem weil Lynne und Jack sich so goldig um mich kümmern. Gestern hat Lynne mir zum Beispiel aus Ararat super lustige Socken und Untersetzter mit den Australischen Tieren darauf mitgebracht. Dann hat sie extra für mich Nussmüsli und eine Wassermelone eingekauft, weil ich mal habe fallen lassen, dass ich nur Äpfel und Wassermelone als Obst mag.

Ich bin wirklich total glücklich hier, das einzige was ich wirklich vermisse sind meine Familie und das Partyleben mit meinen Freunden. Manchmal fehlt ihr mir einfach schrecklich zum Reden und Rumalbern. (Nicht dass ich das nicht zur Genüge mit Jack und Lynne machen würde, aber das ist eben doch was anderes…)

Hoffe euch geht es bei den eisigen Temperaturen gut, ich freue mich immer riesig, wenn ich News von zu Hause bekomme, auch wenn ich nicht sofort antworte.

Grüße und Küsse

Eure Antonia



„Stell dich lieber auf die andere Seite, sonst schaust du genau drauf! Keine Sorge, das erste Mal ist mir auch total schlecht geworden…“

22 01 2010

Das waren Mittwoch (20.1.) die Worte einer Hilfskraft bevor wir angefangen haben die Lämmer zu markieren. Mir graute es ja wirklich sehr vor dieser Prozedur, und es wurde nicht besser, als Bill und seine Helfer die Gerätschaften vom Anhänger luden. Es war aber wirklich nicht so schlimm wie erwartet und die Lämmer springen hinterher sofort herum und suchen ihre Mama. Das Markieren erfolgt in vier Schritten: Zunächst wird das Lamm auf einer Art Drehtisch befestigt. Es bekommt eine Ohrmarke und das Siegel von Glenhu in ein Ohr gestanzt. Dann wird mit einer heißen Schere der Schwanz abgeschnitten, man sieht also kein Blut, weil die Stelle sofort versiegelt wird. Als nächstes wird bei den weiblichen Lämmern die Haut rund um den Schwanz bogenförmig abgeschnitten. Später bildet sich dort ein Narbengewebe auf der keine oder kaum Wolle wächst, sodass sich kein Kot in der Wolle verfangen kann, was sonst die Fliegen anlocken würde. Bei den männlichen Lämmern wird ein Gummiring um den Hoden gelegt, der die Blutzirkulation abschneidet und somit die Böckchen unfruchtbar macht. Anschließend wird ein Antiseptikum aufgesprüht und die Lämmer können ihre Mama suchen. Es hört sich wirklich schlimmer an als es ist, aber nachdem ich den Madenbefall bei einem Schaf gesehen habe, kann ich wirklich einsehen, dass diese Prozedur nötig ist. Da ich beim Markieren nicht wirklich helfen konnte, habe ich Jill besucht und gelernt, wie man Scones ganz einfach selber macht. Wir haben also Scones und Custardcookies gebacken und sie nach der Arbeit bei einer Tasse Tee genossen.

Ich habe aber noch etwas viel leckeres kennen gelernt, nämlich roten Sekt. Hier wird der „Sparkling Red Wine“ genannt, es gibt ihn nur in Australien und es ist super erfrischend. Wir waren nämlich bei einem Winzer, für den Jack einen Damm bauen soll und der hat uns anschließend noch auf eine kleine Weinprobe eingeladen. Er hatte sogar Riesling 😉

Lynne hat die Woche mit den jungen Pferden gearbeitet, teilweise sehr beeindruckend, wie sie mit diesen scheuen Tieren umgeht und wie sich das Verhalten der Tiere innerhalb kürzester Zeit ändert. Sie hat mir heute (22.1.) ein bisschen Bodendressur mit ihrem „Showpferd“ Sonny gezeigt, er kann sogar auf Befehl steigen.

Zusammen mit Jack habe ich die Woche über das Farmgelände erkundet, es sind wirklich unglaubliche Weiten, mit wunderschöner Landschaft in der man jede Menge Kangaroos grasen sehen kann.

In dieser Idylle kann es aber sein, dass man von einem Gewehrschuss aufgeschreckt wird, vor allem dann, wenn sich die wilden Kaninchen etwas zu zutraulich ans Haus trauen, oder ein Fuchs das Hauslamm „Lämmy Rachel“ bedroht. Dann holt Lynne das Gewehr raus und verarbeitet die Kaninchen zu Hunde- oder Katzenfutter.

Ich fühle mich hier aber trotz allem super wohl und wie Jack neulich bemerke, es fühlt sich an, als ob ich schon Jahre hier lebe.

Morgen fahre ich ganz früh mit der Bahn nach Melbourne und besuche einen Freund, den ich in Byron Bay kennen gelernt habe. Eigentlich wollten wir übers Wochenende in die Grampions zum Campen fahren, aber Gui hatte einen Unfall und hat sich den Ellbogen verletzt. Also werde ich Melbourne durch die Augen eines Insiders kennen lernen und hoffentlich Ann und Gerry besuchen können. Ich freue mich schon total, und habe die Highheels schon eingepackt. Jack und Lynne sind ein bisschen skeptisch, ich muss also zwischendurch mal anrufen und sagen, dass alles ok ist. Die beiden sind echt total goldig und wir haben immer sehr viel Spaß.

Das wars dann erstmal wieder von mir. Im nächsten Bericht gibt es sicher ein paar lustige Partyphotos vom Wochenende zu sehen.

Hoffe bei euch geht es soweit gut, ich küsse meine Familie

Eure Antonia



Wilde Pferde und Maden im Schafspo…

17 01 2010

Ich bin angekommen, in einer Landschaft, wie bei McLeods Töchtern und Menschen die mindestens genauso nett und liebenswert sind. Jack ist älter als erwartet, aber ein ganz herzlicher Mensch, der immer lacht, gerne redet und erzählt von und über Gott und die Welt. Er hat mich sogar extra in Crownlands abgeholt, damit ich auch wirklich ohne Probleme den (wirklich einfachen) Weg zur Farm finde. Lynne dagegen ist eine ganz handfeste Pferdefrau, die die Dinge ohne große Worte anpackt. Außerdem gibt es da noch Lynnes Schwester Jill, die 2 Minuten entfernt auf dem Farmgelände in einem anderen Haus wohnt. Sie ist auch ein ganz herzlicher, warmer und häuslicher Typ, der ihren Garten liebt und gerne backt und kocht.;-)

Lynne hat mich nach Ankunft am Montag (11.1.) erstmal herumgeführt. Wir haben die vier 1-2 Jährigen in den Pedocks gefüttert, die jetzt den Umgang mit den Menschen lernen sollen, dann sind wir zu den riesigen Koppeln gefahren, wo meist jeweils ein Hengst mit mehreren Stuten und ihren Fohlen stehen. Ich musste gleich fest stellen, dass diese Pferde hier fast halbwild sind und Streicheleinheiten überhaupt nicht kennen. Man kann also froh sein, wenn man mal die Nüstern berühren darf. Nach der anstrengenden Autofahrt wollte ich dann endlich schlafen, aber Temperaturen von über 24C in meinem Zimmer haben mir meinen dringend benötigten Schlaf fast komplett geraubt.

An meinem ersten richtigen Arbeitstag (Dienstag), konnten wir gleich einen Neuankömmling auf den Koppeln begrüßen. Eine Stute hatte über Nacht gefohlt und einen kleinen Hengst bekommen. Außerdem saß ich seit über vier Monaten das erste mal wieder auf einem Pferd. Im Moment haben wir hier nur zwei Pferde stehen, die geritten werden können, die aber sowas wie die Grundlagen der Dressur überhaupt nicht kennen. Lynne macht nämlich nur Distanzreiten und Bodendressuren mit den beiden, und verkauft ihre Pferde meist recht jung und dann roh (ungeritten). Die Hauptaufgabe hier ist es also, den halbwilden 2Jährigen Manieren bei zu bringen und sie an den Umgang mit dem Menschen zu gewöhnen. Unser geplanter Ausritt ist dann aber leider im warsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen, es hat in Strömen geregnet und wir sind in der überdachten Longierhalle geblieben. Dafür habe ich aber noch Lynnes andere Schwester und deren Hobby kennen gelernt. Was ich von Lynne nämlich überhaupt nicht erwartet hatte, ist dass sie Schmuck herstellt und den dann im „Handcraft-shop“ verkauft. Wir waren bei einem Komiteetreffen dieses Ladens, wo die Frauen ihre selbst gebastelten Sachen hin bringen und diese dann zu Geld gemacht werden. Ich durfte mich in diesem Shop umschauen und zwischen Häkeldeckchen, Türstoppern in Mausform, Püppchen und allerlei anderem Nippes findet man auch sowas wie supersüße Mädchenkleidung und lecker riechende Duftkerzen- alles handgemacht. Anschließend waren wir noch bei alten Freunden zu Tee und Kuchen eingeladen, allerdings recht spät und ich bin dann totmüde ins Bett gefallen. Diese Nacht allerdings habe ich mir den Hintern abgefrohren, die Temperaturschwankungen hier sind echt der Wahnsinn.

Am Mittwoch waren wir nach dem morgentlichen Füttern erstmal Shoppen in Ararat. Bzw. wir waren erst beim Chiropraktiker, der Jill und Lynne wieder eingerengt hat. Was ich nur von Pferden kenne, konnte ich jetzt beim Menschen beobachten. Anschließend sind wir durch die Stadt gebummelt und haben Lebensmittel eingekauft. Hier gibt es sogar Aldi. Um 3 Uhr waren wir dann wieder zu hause, und nach Mittagessen und Pferde ausmisten, habe ich mich ernsthaft gefragt ob ich hier Urlaub mache, oder arbeiten soll. 🙂 Meine Hoffnung auf ernsthafte Farmarbeit lag auf dem nächsten Tag, es sollte nämlich der Schafscherer kommen, um ein paar Lämmer, die die große Schur verpasst hatten, zu scheren.

Schafscherer „Eric“s erster Satz an mich gewendet war: „I like your had!“ und „Do you have more girls like you in Germany?“ Dann ging es an die Arbeit bzw. eher ans Zuschauen. Ich habe nur ein bisschen den Boden gekehrt und die unbrauchbaren Ränder von dem Fließ (der Wolle) abgezupft. Und ich habe auf Anhieb das Fließ richtig auf den Tisch ausgeworfen, alle waren sehr beeindruckt. Ich konnte allerdings nicht prüfen, ob das nur Anfängerglück war oder ich das auch ein zweites mal schaffe, denn das letzte Schaf hatte Madenbefall. Sehr unschön, sage ich euch. Beim Abscheren der Wolle fielen die Fliegenmaden aus den in die Haut gefressenen Löchern, und das Schaf stinkt ekelhaft. Nach etwa zwei Stunden Arbeit haben wir dann erstmal Mittag gegessen und ich habe stundenlang Fotos von Zuhause und Australien gezeigt. Dann hat Lynne die erste Stute aus den Peddock genommen und angefangen mit ihr zu arbeiten. Ich durfte zuschauen. Wieder stellte sich mir die Frage: Mache ich Urlaub oder arbeite ich?!?

Freitag(15.1.)habe ich meinen ersten Zaun gezogen, das ist härtere Arbeit als erwartet, vor allem wenn es 28C heiß ist. Aber es erfüllt einen mit wirklicher Zufriedenheit, wenn man am Ende des Tages das Resultat betrachten kann. Lynne hat am späten Nachmittag mit dem Quat eine 11-jährige Stute aus einer großen Herde geholt. Das hat mich wirklich sehr beeindruckt, vor allem weil das Pferdchen lammfromm neben dem Quat hergetrottet ist. Abends habe ich dann Gemüselasagne gekocht und Jill hat ihren selbst gemachten Rabarbersekt mitgebracht- sehr lecker.

Gestern Abend (16.1.) habe ich einen Preis für den „Am weitesten angereisten Gast“ bekommen. Wir waren nämlich in Crowlands im Gemeindezentrum und haben uns Filme mit Sophia Loren angeschaut. Es gibt hier so eine Art Verein, die immer wieder Filmabende mit Dress up und anschließenden Snacks machen, jeweils nach dem Motto des Abends aufgezogen. Es war sehr lustig, obwohl ich nicht viel von den Filmen verstanden habe, da alles in einem italienischen Akzent erzählt wurde und die Soundqualität nicht dem modernen Standard entsprach.

Wie ihr hört, mache ich mich bis jetzt ganz sicher nicht kaputt, hier auf dem Land scheint die Uhr einfach etwas langsamer zu laufen und die Leute scheinen eher nach dem Motto: „Wenn nicht heute, dann eben Morgen“ zu leben. Ich fühle mich hier aber super wohl, und bin ein richtiges Familienmitglied. Morgens bekomme ich von Jack sogar meinen Tee mit Milch und Honig fertig hingestellt. Hoffentlich wird es in den nächsten Tagen und Wochen etwas arbeitsintensiver, sonst wird das mit dem geplanten abnehmen nämlich nichts und ich muss wieder anfangen zu Joggen. Auf jeden Fall kann ich hier viel lernen, nicht nur den Umgang mit halbwilden jungen Pferden, sondern auch mich mehr an Kleinigkeiten zu erfreuen (da sind Lynne und Jill wahre Meister drin) und mich mit einfachen Dingen zufrieden zu geben. Hier bei diesen liebenswerten Menschen und der wunderschönen Landschaft in der Einsamkeit, kann ich definitiv zur Ruhe kommen und mein inneres Gleichgewicht wieder erlangen. Nächste Woche werde ich aber auf jeden Fall auf die Probe gestellt, denn es werden 300 Lämmer mit Ohrmarken versehen, es werden die Schwänze abgeschnitten (muss sein wegen der Maden) und die Böckchen werden kastriert. Mit den Ohrmarken und dem Kastrieren habe ich wirklich kein Problem, das habe ich alles schon mal live gesehen, nur vor dem Schwänzeabschneiden graut es mir furchtbar. Naja, ich werde ja sehen wie ich damit zurecht komme.

Das wars dann erstaml von mir, ich hoffe ihr friert in Deutschland nicht ganz so doll 😉

Ganz viele Grüße und Küsse vor allem an meine Familie,

eure Antonia



3 Menschen, 70 Pferde und 3500 Schafe auf 2500 Hektar

9 01 2010

Ja, ihr lest richtig- ab montag bin ich eine der drei menschen auf diesem weiten stück land. Ich habe das jobangebot von Jack und Lynne Star auf Glenduh Station im herzen victorias angenommen. Sie haben eine schaf- und pferdezucht und ich werde mich vor allem mit jungen pferden beschäftigen.

Also bin ich gestern (8.1.10) mit miene in meinem neuen auto losgefahren und habe reithelm, hose und stiefel gekauft. Ich habe noch nie in meinem ganzen leben so günstig reitklamotten bekommen. Heute haben wir dann noch karierte hemden, eine jeans und ganz wichtig, einen richtigen cowboyhut gekauft. Ich bin total aufgeregt, was mich dort erwartet, denn ich wurde schon als familienmitglied bezeichnet und mit den regeln des hause vertraut gemacht: no smoking, no drugs and only social drinking. (wird ja nicht so schwer sein die einzuhalten, oder?!?)

Jack und Lynne sind aber total nett, ich habe mit ihnen heute morgen telefoniert und sie freuen sich schon auf mich. Ich bin total happy, dass mein lang ersehnter traum nun wirklich in erfüllung geht. Und falls es mit den beiden nicht klappen sollte (was ich wirklich nicht glaube), habe ich schon eine zusage vom größte arabergestüte australiens. Scheinbar ist deutsche „reitarbeit“ hier wirklich etwas wert 😉

Jetzt zu meinem auto: Seid donnerstag nenne ich einen roten ford fairmont mein eigen. Ich habe ihn auf den namen „moulin rouge“ getauft. Er hat zwar ein paar macken, aber ordentlich power unter der haube 😉 und obwohl er ein automatikgetriebe besitzt, macht das fahren wirklich spaß.

Morgen geht es dann also recht früh auf in richtung victoria. Ich werde in zwei etappen nach glenduh fahren und zwischendurch eine nacht auf einem campingplatz verbringen.

Omi hat uns heute noch ein abschiedsdinner spendiert (danke omi), also haben wir beim japaner sushi geholt und draußen auf dem balkon gemütlich zu abend gegessen. Anschließend sind miene und ich noch in der dunkelheit im meer baden gegangen. Eine kleine abkühlung (heute war es unerträglich heiß) und das letzte mal schwimmen für mich, bevor es für 2 ½ monate auf die farm geht. Außerdem hat mir miene eben noch etwa 8 cm haar abgeschnitten, ziemlich kurz aber nach 4 monaten wirklich nötig und praktischer bei der arbeit.

Ich bin wirklich froh, dass jetzt doch die jobsuche, der autokauf und die vorbereitungen alle recht schnell und gut geklappt haben, denn ab jetzt geht es ins abendteuer farmleben. Sobald ich kann melde ich mich wieder und werde euch von meinem muskelkater und den balsen an händen und füßen berichten.

Alles liebe

eure Antonia

Ps: ich hab die grüße und küsse an meine familie vergessen!!



Weihnachten, Neujahr und das Leben danach

6 01 2010

Hallo ihr….

Endlich komme ich dazu mal wieder ein kleines update auf meinem blog zu hinterlassen. Die letzten tage waren mit research für kamera, job und auto ziemlich vollgestopft, sodass ich nicht mal dazu gekommen bin ein paar e-mails zu beantworten. Aber jetzt:

Zunächst möchte ich euch von meinem wunderschönen weihnachten erzählen. Wir haben wie es bei uns zu hause auch üblich ist am 24.12. vormittags den baum aufgestellt und geschmückt, dann eine kleinigkeit zu mittag gegessen und nachmittags erstmal schön kaffee getrunken und mienes superleckere französische Apfeltart mit sahne und vanillesoße (custard) gegessen. Dann wurde im wohnzimmer die weihnachtsmusik angestellt und beschert. Wir haben jeder einzeln immer ein geschenk aufgemacht, weshalb sich die bescherung bis fast 9 uhr abends hingezogen hat. Ich hatte mindestens genau so viel unterm weihnachtsbaum, wie zuhause auch. Von miene und sean habe ich ein sehr schönes silbernes fußkettchen, einen armreif und jede menge kleinigkeiten bekommen. Julius hat mir ein pinkes schminktäschchen mit lippenpalsam und einem parfum darin geschenkt und von meiner oma habe ich briefpapier und einen weihnachtselch bekommen. Von mama und papa habe ich ein packet mit ganz vielen nützlichen kleinigkeiten gekriegt, wie zum beispiel reinigungsmasken mit pinsel, eine deutsche zeitschrift, lippenbalsam, eine weihnachskerze und einen weihnachtsmann für den baum. Aber das schönste war die karte und die bilder von meiner familie und dem neuen wohnzimmer. Ich war wirklich sehr gerührt über jedes geschenk und die mühe die sich meine familie gemacht hat, um mir weihnachten so schön wie zu hause zu machen. Vielen dank dafür an mama und papa und miene, sean und julius!!

Am 25.12. haben wir dann die ganze familie manefield, also die schwestern von sean und deren familien im park am wasser getroffen zum großen weihnachspicknick. Das ist hier in australien so eine art tradition. Die familien kommen zusammen, jeder bringt sein essen mit und dann wird geredet, gelacht und gegessen. Es war wirklich sehr schön. Ich kannte ja schon einen teil der familie und jetzt habe ich die anderen auch kennen lernen können. Alle sind sehr nett und waren sehr interessiert an meinen erlebnissen in australien. Ich konnte mich die ganze zeit gut unterhalten, und ich habe von seans schwester helen und deren mann gary sogar ein kleines weihnachtsgeschenk (eine ganz toll duftende seife) bekommen, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte und worüber ich mich sehr gefreut habe. wir wurden anschließend noch zu seans nichte kathleen und ihrem schweitzer verlobten tim in deren neue wohnung eingeladen, wo es dann noch nette konversation, tee und plätzchen gab. Ein rundum schöner 1.weihnachtsfeiertag, der hier bei den australiern der eigntliche weihnachtstag ist, nicht so wie bei uns heiligabend.

Die nächsten tage haben wir etwas ruhiger verbracht, um einen tages- oder zweitagestrip zum hawkesbury river zu planen. Aus der geplanten einen übernachtiúng wurden dann aber zwei, weil es uns einfach super gefallen hat und das wetter nicht zu heiß war. Wir sind am dienstag den 29.12. vormittags aufgebrochen, mienes und mein sorgfältig und tagelang geplantes picknick und foodpackage im gepäck, nicht zu vergessen die übernachtungssachen, campingstühle und tisch und natürlich unsere wanderschuhe. Wir sind also zunächst entlang des hawkesbury rivers zum dharug nationalpark gefahren, um dort unser lunchpicknick zu machen und ein bisschen laufen zu gehen. Auf dem weg dahin haben wir die vielen wassersportler mit ihren wasserski und wakeboard, auf dem fluss beobachten und beneiden können, denn wir konnten ja noch nicht ahnen, was uns die nächsten tage erwartet. nach unserem picknick im beisein von lizard, ameise und co sind wir also zu einem kleinen walk durch den busch aufgebrochen, bis wir feststellen mussten, dass wir von blutegeln auf trockenem (!!!) waldboden angefallen wurden. Das vorher aufgesprühte insektenspray schien die viecher nicht wirklich zu interessieren und wir mussten fluchtartig das waldstück verlassen. Aus dem geplanten einstündigen walk wurde also nichts und wir sind nach st.albans aufgebrochen, wo wir uns ein nachtquartier suchen wollten. Vorbei an edyllisch gelegenen pferde- und rinderfarmen, durch ein wunderschönes grünes vally sind wir dann entlang eines seitenarms des hawkesburryrivers zum pub von st.albands gefahren. settlers armsist 1863 erbaut worden, und strahlt einen charm aus, der nicht nur uns, sondern auch sämtliche locals nach arbeitsende anlockt und als treff- und austauschpunkt dient. Man braucht sich also nicht zu wundern, dass wir den geheimtipp für unsere unterkunft von einem einheimischen erhielten, mit der bemerkung, wir sollten bloß seinen namen einfließen lassen und wir bekämen etwas für die nacht. Nach einem super cappuccino und einem stück apfelkuchen, haben sich dann miene und sean auf gemacht im besagte unterkunft zu begutachten und mit den besitzern zu verhandeln. Julius und ich haben währen dessen im garten des pubs bekanntschaft mit den einheimischen kindern und unzähligen hunden gemacht. Nach erfolgreicher rückkehr von miene und sean in sachen unterkunft, habe ich dann noch eine runde caffee für uns besorgt und den mut gefasst, die wirtin nach eventuellen farmjobs zu fragen. Ich wurde prommt den locals vorgestellt und musste mich den schon angeheiterten farmbesitzern möglichst gut verkaufen, wobei sie eigentlich nur die tatsache, dass ich 13jährige erfahrung mit pferden habe, hat aufhorchen lassen. Ich ließ also meine handynummer da, und mir wurde versprochen, dass man sich meldet, sobald ein jobangebot aufkäme. Anschließend haben wir dann unser dinnerpicknick genossen, wobei wir ein nettes gespräch mit den besitzern unserer unterkunft hatten. Ken und marzena sind ein total freundliches und herzliches wirtspärchen, und die sofortige sympathie auf beiden seiten bewog ken dazu, uns anzubieten eine tour auf dem hawkesburry river in seinem motorboot am nächsten tag zu machen. Tubing und waterski inklusive. Julius und ich waren sofort feuer und flamme, also verabredeten wir uns für den nächsten nachmittag. Unsere unterkunft war in einem schnuckligem kleinen cottage, mit veranda ums komplette haus herum und einem wunderschönen blick ins valley mit pferden und kühen. (www.courthousestalbans.com.au) Miene und ich teilten uns ein zimmer mit doppelbett genau so wie julius und sean. Ziemlich schnell stand die entscheidung fest, dass wir hier eine weitere nacht verbringen wollten. Am morgen erwartete uns ein superleckeres frühstück mit müsli, rührei und speck, bevor sich miene, sean und ich uns zu einem zweistündigen walk aufmachten. Julius wollte seine kräfte für die bootstour am nachmittag sparen und blieb mit seinem buch und dem jackrussel unserer wirte auf der veranda zurück. Wir liefen den von ken vorgeschlagenen pfad zum rand des valleys hinauf und konnten einen atemberaubenden blick ins tal genießen. Am nachmittag hat ken dann das motorboot auf den anhänger geladen und wir haben uns in seinen landrover gequetscht um uns zum hawkesburry river auf zu machen. Dort angekommen, haben sean und ken das boot zu wasser gelassen und miene und ich haben den Tubing-ring aufgeblasen. Dann sind wir alle ins boot gestiegen und auf dem fluss entlang gesaust durch wunderschöne natur und in vollem speed. An einer breiteren stelle des flusses angekommen haben wir den ring ins wasser gelassen und julius durfte als erster sein glück probieren. Ken hat ihn erst recht langsam und dann etwas schneller hinterm boot hergezogen, es sah echt spaßig aus, nur in den kurven sah ich, die als nächstes dran war, einige probleme auf mich zukommen. Aber es war wirklich total genial, ich als totaler achterbahn-angsthase habe die ganze zeit vor spaß geschrien und ken hat dem boot das letzte abverlangt, um mich aus dem ring zu schleudern. Und die kurven waren das beste- ich hatte nur tagelang muskelkater in den armen, weil man sich so doll fest halten musste. Ich konnte mir natürlich nicht verkneifen auch noch eine runde schwimmen zu gehen, denn das wasser war super warm und es war kaum eine strömung vorhanden. Auf dem rückweg hat miene das boot steuern dürfen, denn sean hat fallen lassen, dass miene einen motorboot und segelschein in schwersten bedingungen auf dem bodensee gemacht hat. Ken war von mienes fahrkünsten so beeindruckt, dass er uns das boot überlassen hat, während er das auto zu einer anderen slipanlage gebracht hat. Zum dinner waren wir dann im pub und ich habe das wirklich beste t-bonesteak meines lebens gegessen.

Am nächsten tag sind wir dann abgereist, aber nicht ohne zu versprechen auf jeden fall wieder zu kommen. Es wurde dann etwa 2 uhr bis wir zu hause angekommen sind, und wir hatten noch einiges zu tun, denn es war ja silvester. Um 9 uhr wurde am manly wharf ein großes feuerwerk für familien abgehalten, denn in australien ist es wegen der buschfeuergefahr verboten selber raketen und knaller abzuschießen. Ich habe noch nie so viele kinder auf einem haufen gesehen, die wiesen und strände am wharf waren bevölkert mit familien. Das feuerwerk war dann auch wirklich total toll und in der ferne konnte man sogar das 9-uhr feuerwerk von sydney sehen. Wieder zuhause haben wir dann apfelstrudel gegessen, um dann um 12 uhr aufs dach zu gehen, das neue jahr zu begrüßen und in der ferne das riesige feuerwerk von sydney zu bestaunen. Ich habe euch, also meine familie und freunde total vermisst und ich wollte den tag möglichst schnell zu ende bringen. Wir sind also um 1 uhr ins bett gegangen, aber vorher haben wir uns noch das sydneyfeuerwerk im fernsehen angeschaut- der totale wahnsinn. Neujahr haben wir dann recht ruhig verbracht und am sonntag den 3.1.2010 habe ich mich dann ernsthaft um job und kamera kümmern können. Ich habe eine bewerbungs-e-mail für farmen verfasst und für eine passende kamera recherchiert. Nachdem miene und sean über meine e-mail geschaut hatten und noch einige verbesserungsvorschläge eingebracht wurden hab ich dann am montag die mails losgeschickt und die farmen direkt angeschrieben. Und schon gestern kamen einige antworten. Viele absagen natürlich, aber ich habe auch zwei interessenten. Die eine möglichkeit wäre ein dressurstall zwei stunden von hier entfernt, im hunter valley. Dort würde es vor allem darum gehen pferde fertig zu machen, zu pflegen und ställe zu misten. Die andere möglichkeut wäre eine pferde- und schafzucht 200km nordwestlich von melbourne, wo ich mich vor allem um junge pferde kümmern müsste, die entstandhaltung der farm und die pflege der 3500 schafe aber auch meine arbeit ausmachen würden. Also eigentlich genau das mcleodsche leben was ich mir vorstelle. 😉 ich hoffe also, wir können uns auf eine bezahlung einigen und dann geht es auf nach victoria in die einsamkeit. Außerdem habe ich montag abend eine nette bekanntschaft am strand gemacht, und ich hab die nacht damit verbracht mit ihm am beach zu sitzen und sterne zu gucken 😉

Heute (6.12.2010) haben wir dann endlich meine kamera kaufen können. Sie ist rot und toll!! ich verspreche also, dass in zukunft (sobald ich mich mit dem gerät vertraut gemacht habe) ganz viele bilder kommen werden.

Als nächstes steht jetzt also der autokauf an und ich hoffe, dass wir möglichst schnell einen passenden fahrenden untersatz für mich finden werden.

So, dass wars dann erstmal von mir, ich hoffe ihr seid alle gut ins neue jahr gekommen und hattet ein frohes weihnachtsfest. ich verspreche, dass ich möglichst bald alle e-mails (vielen dank, ich habe mich total gefreut) beantworte, ich schaffe im moment leider nicht alles gleichzeitig.

Ganz viele grüße und küsse (vor allem an ma und pa)

eure Äntu